NORSA

CHRISTLICH-ISLAMISCHE FRIEDENSARBEIT IN DEUTSCHLAND

“Verhalten optimistisch”
4. Koordinierungstreffen für christlich-islamische Friedensarbeit in Deutschland
Von Erhard Brunn

"Verhalten optimistisch" beurteilte Organisator Michael Mildenberger am 25. September zum Ende des 3. Jahrestages den Stand des Projekts "Christlich-islamische Friedensarbeit in Deutschland" und traf damit die Stimmung der Teilnehmermehrheit. Denn beim 4. Koordinierungstreffen des Projekts in Imshausen bei Bebra zeigt sich die Initiative konsolidiert.

Das Projekt war nach dem 11. September 2001 von der
Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF,  mit insgesamt 34 Mitgliedsorganiationen u.a. EIRENE und Aktion Sühnezeichen) und Pax Christi als Brückenschlag zwischen christlichen Friedensdiensten und muslimischen Organisationen initiiert worden, um "einen Beitrag zum inneren Frieden in Deutschland zu leisten", so eine im Saal nicht unumstrittene Formulierung des Pax Christi-Vorsitzenden Dr. Reinhard Voß.

Schon beim ersten Workshop im Oktober 2002 zeigte sich, dass die Einladung auf muslimischer Seite einen positiven Widerhall gefunden hatte. Und ein zweites Treffen im Herbst 2003 brachte eine Verbreiterung dieser Basis. Auf muslimischer Seite  wurde der Ball u.a. von der (dem türkischen Staat verbundenen)
DITIB aufgenommen. Zu einer vollen Mitträgerschaft oder regelmässigen Mitarbeit konnten sich diese allerdings nicht durchringen, anders als der Zentralrat der Muslime in Deutschland (ZMD) und der Hamburger muslimische Dachverband, die SCHURA. Diese beiden Organisationen stellen mit AGDF und Pax Christi seit zwei Jahren (und auch für das nächste Jahr) die Trägerschaft und die vier Mitglieder des Sprecherrats des christich-muslimischen Friedensprojekts.

Als Zielsetzung wurden 2004 für das Folgejahr vier Teilprojekte auf den Weg gebracht: Die Entwicklung eines auf die christlich-islamische Situation in Deutschland zugeschnittenen Kommunikations- und Konfliktrainingsangebots; die Einrichtung eines gemeinsamen Sprecherrates; die Durchführung eines gemeinsamen Pilgerweges und die Einrichtung einer Informationsbörse oder Clearing-Stelle zur Klärung von eventuellen Intervention bei Problemen und Missverständnissen zwischen Christen und  Muslimen. Bei der Tagung 2005 kam zudem der Vorschlag der Durchführungen christlich-muslimischer Jugendcamps dazu, der einer erneuten Anstrengung zur festeren Einbindung der DITIB sowie der der Öffnung des Projekts zu jüdischen Strukturen.

Sprecherrat hat nur selten gesprochen
In Imshausen konnte eine positive Zwischenbilanz hinsichtlich des Konfliktrainingsangebots gezogen werden. Der erste Kurs (der sich in Etappen von fünf Wochenendseminaren über rund ein halbes Jahr hinziehen soll) hat je einen christlichen und einen muslimischen Träger sowie eine gemischte Trainergruppe gefunden und ist Anfang September mit 14 Teilnehmern gestartet. Auch eine erste gemeinsame Pilgertour hat es bereits gegeben. Eine weitere soll für 2006 vorbereitet werden. Mit einem gemeinsamen Jugendcamp in Hamburg soll 2006 der Start in diesen Bereich lokal gestartet werden - wie auch die Tour in oder um Hamburg. Das Fazit zur Effektivität des Sprecherrats war gemischt: Der Sprecherrat, identisch mit dem Leitungskreis, der die Arbeit des Projekts über das Jahr koordiniert, hat letztlich nur selten gesprochen: Zwei Erklärungen (zum Kopftuch, sowie der Bedeutung der Integration der Muslime in und für Deutschland) sind bisher erschienen und dies nach langem Vorlauf. Zweitgenannte Erklärung fand allerdings erheblichen Widerhall in den politischen Parteien. Von Fall zu Fall soll in Zukunft diesbezüglich ein gemeinsames Auftreten mit dem (bei der Tagung diesbezüglich zustimmenden)
Interkulturellen Rat Deutschlands angestrebt werden. Die Einrichtung der Clearing-Stelle war hingegen ganz unmöglich. Der Leitungskreis wird bei relevanten jüdischen Einzelpersonen und Verbänden nachhaken, ob eine Einbeziehung in das Friedensprojekt erwünscht ist und sich auch weiter um die DITIB bemühen.

Als erfolgreich hätten sich somit solche Aktionen (Training und Pilgerweg) erwiesen, bei denen sich einzelne Organisationen (pro Projekt eine christliche und eine muslimische) aus dem Kreis der Mitglieder der vier Dachorganisationen als Träger in die konkrete Verantwortung nehmen ließen. Diese gemeinsame konkrete Trägerschaft soll jetzt generell angestrebt werden.

Der Nachmittag des zweiten Tages war der Diskussion mit einem Vertreter des Verfassungsschutzes Baden-Württemberg gewidmet, u.a. deswegen, weil auch die Kooperation mit bestimmtem muslimischen Strukturen immer wieder Probleme mit staatlichen Institutionen nach sich zieht. Dr. Herbert Müller beharrte darauf, dass bei der IGMG noch immer demokratiefeindliche Literatur eingesetzt, ein entsprechendes Weltbild gepflegt und dementsprechende Sprecher aus dem Ausland nach Deutschland geholt würden. Verschiedene Sprecher sprachen hingegen von Anzeichen einer ehrlichen Öffnung zumindest bei Teilen z.B. dieser Organisation, die durch die negativen Beurteilungen in den Verfassungschutzberichten nicht honoriert würden. Unter dieser Logik litten Dialog und die Schaffung von Kooperationsstrukturen (siehe Clearing-Stelle).

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