Deutschland-Kampagnen Optimismus schafft Kauflust Von Malte Knuth
Am Ende ging der Plan voll auf: Fast alle hatten sie die Fernsehspots und Zeitungsanzeigen gesehen, doch die Urheber der “Du bist Deutschland”-Kampagne kannte kaum jemand. Was im Gedächtnis blieb, war entgegen der bisher üblichen Werbestrategie allein die Botschaft und nicht deren Absender, nämlich 25 Spitzenmanager unterstützt von zahlreichen Unternehmen. Bei “Du bist Deutschland” stand Zukunftsoptimismus, eine positive Grundstimmung in der Bevölkerung und ein unverfänglicher Patriotismus im Mittelpunkt. Was das überhaupt Werbung, mag man sich fragen. Ja, sagt Politologe Rudolf Speth von der Freien Universität Berlin. In seiner von der DGB-nahen Hans-Böckler-Stiftung finanzierten Studie kommt Speth zu dem Schluss, dass Unternehmen, um Einfluss auf die Stimmung in der Bevölkerung zu nehmen, vermehrt auf Emotion statt auf Information setzen. “Vordergründig argumentieren die Konzerne damit, dass sie einen Stimmungswechsel im Land erreichen wollen”, sagt Speth. “Unternehmen geht es um eine Verbesserung des Konsumklimas” Hintergründig aber ginge es den Unternehmen um eine Verbesserung des Konsumklimas. “Je pessimistischer die Bevölkerung ist, desto weniger konsumiert sie”, so Speth. Seine Studie “Die zweite Welle der Wirtschaftskampagnen” setzte sich insbesondere mit den Kampagnen “Du bist Deutschland - Land der Ideen” sowie der “Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft” (INSM) auseinander. Deren emotionalisierende Botschaften finden in der Bevölkerung weit mehr Beachtung als Botschaften bekannter Absender. “Großen Verbänden oder Parteien wird kaum noch geglaubt”, sagt Speth, der die Landschaft der politischen Einflussnahme in Deutschland im Umbruch sieht. Insbesondere die Wirtschaftsverbände verlieren nach Speths Einschätzung im Kampf um die öffentliche Meinung an Einfluss. Großkonzerne dagegen greifen mit Hilfe neuer ausgeklügelter Werbe- und PR-Strategien verstärkt in den Prozess der Meinungsbildung ein. Ein potenzieller Gegner steht der Wirtschaft mit der wachsenden Blogger-Szene ins Haus. Kommunikationswissenschaftler sehen in der Internetbewegung eine Art Gegenöffentlichkeit, insbesondere weil sich junge Menschen verstärkt im World Wide Web informieren und dort auch selbst als Meinungsmacher auftreten können. aus: Kölner Stadt-Anzeiger, 10.08.2006, S. 8 Foto: Gerald Asamoah (Quelle: www.eurosport.de) machte bei der Kampagne “Du bist Deutschland” mit. > Der Blog “Vlog Fettisch” persifliert “Du bist Deutschland” mit “Du bist Joseph Goebbels” > “Gerald Asamoah IST Deutschland - Rassismus in der Bundesliga”, Bundesliga-Blog > “Da ist etwas losgetreten”, taz-Interview mit Holger Jung von Jung von Matt, einer der mitinitiierenden Agenturen der Kampagne “Du bist Deutschland”
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