Nachruf auf Henry Mathews (+ 30. Juli 2006) Konzernbosse hatten Respekt vor dem Konzernkritiker Von Markus Dufner „Einschüchtern lassen unsere Freunde und wir uns weder durch staatliche noch durch private ´Rechts´- Maßnahmen, denn unser Widerstand gegen umwelt- und sozialfeindliche Machenschaften der Konzerne ist für eine demokratische Gesellschaft dringend notwendig.“ Dieses Statement ist typisch für Henry Mathews, den kritischen Aktionär und Journalisten. Auf zahllosen Aktionärsversammlungen großer Konzerne hat er das Wort ergriffen, in Zeitungsartikeln und Interviews hat er beklagt, dass viele Multis Menschenrechte und Umweltschutz der Profitmaximierung und dem Shareholder Value unterordnen. Nun wird man diese Stimme nicht mehr hören. Henry Mathews starb erst 40-jährig im Urlaub in Schweden bei einer Kanu-Tour. Als Todesursache wurde Herzversagen festgestellt. Mathews, ein gebürtiger Berliner, machte zunächst eine Ausbildung als Landschaftsgärtner und war später bei der alternativen Stadtzeitung „Klenkes“ in Aachen als Journalist tätig. Sein stark am Gerechtigkeitsgedanken orientiertes Wesen erlaubte es ihm schon damals nicht, unparteiisch zu sein, berichten Weggefährten. Mathews´ Konzern-kritisches Engagement begann bei der Auseinandersetzung mit dem Pharma-Konzern Schering. In der Folge wurde er Geschäftsführer der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) und übernahm 1993 die Leitung der Geschäftsstelle des Dachverbands der Kritischen Aktionäre in Köln. „Henry war nicht nur ein guter Organisator und Verwalter, er war auch ein politischer denkender Mensch, der gut schreiben und sich öffentlich gut artikulieren konnte“, beschreibt ihn Paul Russmann, einer der Vorstände des Dachverbands. „In dieser Kombination findet man das selten.“ Kollege Bernd Moritz schätzte die „sehr verbindliche Art“ von Mathews. „Es war immer klar, wo er stand. Trotzdem konnte er immer mit Leuten sprechen, die die unterschiedlichsten Positionen hatten.“ Mit großer Bestürzung reagierte der Vorstand des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) auf die Todesnachricht. Mathews hatte die Kritischen Aktionäre von 1995 bis 1998 im BBU-Vorstand vertreten. „Für die Umweltbewegung und insbesondere für den BBU war die faktenreiche konsequente Kapitalismuskritik und der überzeugende Internationalismus eines Henry Mathews stets ein wichtiger Orientierungspunkt in der Diskussion über die eigene politische Ausrichtung“, hob BBU-Vorstandsmitglied und Atomenergie-Kritiker Eduard Bernhard hervor. Besonders beeindruckt zeigte er sich davon, wie Mathews durch „fundierte Argumente Aufsichtsräte und Vorstände immer wieder ins Schwitzen und oft auch in Erklärungsnot“ gebracht habe. Trotzdem – oder gerade deswegen – habe sich Mathews auch den Respekt von Konzern-Chefs wie dem ehemaligen DaimlerChrysler-Boss Hilmar Kopper erworben, so Russmann. Wurden Kritische Aktionäre noch vor 10 Jahren als „Spinner“ belächelt, wenn sie bei Aktionärsversammlungen auftraten, so hat sich das im Lauf der letzten Jahre auch dank der Arbeit von Henry Mathews verändert. „Die Kritischen Aktionäre sind inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden“, erklärte Russmann. Mathews habe sich mit Erfolg dafür eingesetzt, dass Kritische Aktionäre vor diesem Forum zu Wort kommen. Gerade für kleinere der im Dachverband zusammengeschlossenen 29 Mitgliedsorganisationen war die Unterstützung von Mathews von unschätzbarem Wert. Der Vorstand wird am Samstag darüber beraten, wie die Arbeit des Dachverbands fortgesetzt werden soll. „Es wird nicht möglich sein, Henry nur annähernd zu ersetzen“, sagte Moritz. > Kritische Aktionäre: Trauer um Henry Mathews
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