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GEMEINSAM. Digitale Zeitschrift für den christlich-islamischen Dialog

Gemeinsam, die digitale Zeitschrift für den christlich-islamischen Dialog, können Sie als PDF-Dokument bestellen bei info@norsa.net.

                                 Ausgabe Nr. 5 - Oktober 2006

Ein Dokument praktischen Engagements
Von Prof. Udo Steinbach
„Ein neuer Dialog des Handelns“ heißt Erhard Brunns soeben erschienenes Buch. Es ist ein Aufruf gegen das Gähnen, das so manchen befällt, der vom „Dialog der Kulturen“ hört. Das Missverhältnis von Dialogritualen und der Folgenlosigkeit dieses Tuns lässt Dialog schal erscheinen.
„Etwas tun“ und sich selbst tatkräftig einbringen – das ist der Aufruf dieses Buches. Der Autor hat es selbst über 15 Jahre vorgelebt: In Ostafrika und im Sahel, wo Christen und Muslime vor allem ein Problem gemeinsam haben: Armut und Krankheit. Aber auch in Deutschland, wo sich – wie jüngste Ereignisse gezeigt haben – Gewaltpotenziale gerade unter sozial Schwachen aufladen. Den beiden Weltreligionen, deren Anhänger in vielen Teilen der Welt eng neben- und miteinander leben, fällt eine besondere Verantwortung zu. Sie artikuliert sich in der Sprache des Handelns. Deshalb ist Brunns Buch ein Dokument praktischen Engagements.
Christliche und muslimische Geistliche und andere Persönlichkeiten in Afrika berichten über Erfahrungen des Helfens in ihren eigenen, aber auch in Gemeinden des anderen Glaubens. Brunns Anliegen ist legitim: Wie kann man unter den Wohlhabenden unter den Muslimen – und deren gibt es bekanntlich viele – ein Bewusstsein für die Verantwortung bei der Überwindung von Armut und Krankheit – nicht zuletzt Aids – schaffen? Hier hat sich das Christentum mit seinen katholischen und evangelischen Organisationen seit langem engagiert. In diesem Zusammenhang hat die Initiative des Autors, in die Armutsbekämpfung z.B. in Uganda die türkisch-deutsche Organisation Milli Görüş (die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet wird) einzubinden, einen besonderen Charme – schließlich leben viele ihrer Mitglieder in Deutschland oberhalb des Einkommensdurchschnitts in vielen Teilen Afrikas.

Erfolgreiche Ansätze im praktischen Dialog
Diese den Leser vielleicht ein wenig bizarr anmutende Episode lässt eines der Anliegen des Buches erkennen: Es soll neue und bereits ansatzweise erfolgreiche Ansätze vor allem deutscher Organisationen im praktischen Dialog hervorheben; es soll zugleich weitere Gespräche und Formen der Zusammenarbeit über die Grenzen der Religionen hinweg anregen. Die Milli-Görüş-Episode aber macht zugleich deutlich, dass der „Dialog des Handelns“ eine sehr persönliche, ja emotionale Sicht der Verhältnisse zwischen Christen und Muslimen bietet. Dass sein Urteil, durch langjährige Freundschaften mit einigen der portraitierten muslimischen Persönlichkeiten beeinflusst ist, nimmt der Autor in Kauf, um ein Gegengewicht zu der seiner Meinung nach bisher oft einseitig zu kritischen Beurteilung zu setzen. In diesem Sinne erfolgte die Auswahl der Beobachtungen zum türkischen Ministerpräsidenten Recep Erdoğan mit der dezidierten Perspektive, das Positive zu betonen.
Dieser positive Duktus, der die Grundorientierung des Buches bestimmt, kennzeichnet auch die auf Deutschland bezogenen Kapitel des Buches. Das lässt sich aus der Darstellung bestimmter muslimischer Kräfte und Persönlichkeiten ablesen, die in unserem Land von vielen mit Misstrauen beobachtet werden. Die Reformkräfte in deren Reihen zu fordern, dabei stärker (national wie international) in die Pflicht zu nehmen, aber auch intensiver in die öffentlichen politischen Diskurse unseres Landes einzubeziehen, ist ein Hauptanliegen des Buches. Dass dies auch aufgrund der inneren Dynamik dieser Organisationen nicht leicht ist, deutet der Autor aus persönlicher Erfahrung in seinem Buch mehrfach an.

Intuitiver spiritueller, persönlicher Weg
Auf seinem intuitiven, spirituellen, persönlichen Weg, neue Dialogmöglichkeiten zu erkunden, sind Fehleinschätzungen, Niederlagen und Enttäuschungen Teil des beschrittenen Weges. Der Autor verschweigt sie nicht. Oft bewegte er sich in einem Umfeld, das er – wie er selbst sagt – nur ansatzweise kannte.
Erhard Brunn wollte seine Erfahrungen nicht aus wissenschaftlicher Distanz präsentieren; es ist kein akademisches Buch. Und das tut der Wirkung gut. Gerade die Nähe des Autors zu den Akteuren des Buches sollte die Leser zu kritischer Auseinandersetzung mit dem Buch einladen. Die Hinterfragung vieler Schilderungen und Deutungen ist erwünscht.Und sie ist notwendig, um gemeinsam weiterzukommen zu einem Zusammenleben, zu dem es weltweit keine Alternative gibt. Um auch weiterzukommen auf dem Weg vieler Migranten aus der islamisch geprägten Welt hinein in die offene deutsche Gesellschaft, die zusehends eine europäische wird. Dies ist ein schwieriger und widersprüchlicher Prozess. So mag es auch dem Leser dieses Buches erscheinen. Natürlich gäbe manche Textstelle andere Deutungsmöglichkeiten als die des Autors her.
Ich habe die Initiativen des Autors über mehrere Jahre verfolgt und sein Anliegen mit Zuspruch begleitet. Sein Buch ist lebendiger Ausdruck dieses Anliegens. Ich empfehle es zur Lektüre mit der Einladung, sich positiv, wo nötig auch kritisch mit ihm auseinanderzusetzen.

Reform-Islam südafrikanischer Prägung
Der islamische Theologe Farid Esack wurde durch kritisches Bibelstudium angeregt
(E.B.) "In Südafrika leben Muslime mit Nicht-Muslimen. Und wir haben eine gemeinsame Erfahrung unter der ´Apartheid´. Wir haben zusammen gelitten. Vor allem haben wir gemeinsam im Kampf für die Befreiung gestanden. Wenn du einerseits an einem Befreiungskampf beteiligt bist, andererseits dem Islam und dem Koran verpflichtet bist, dann mußt du einen Weg der Verschmelzung deiner Glaubenseinstellungen mit den eigenen konkreten Erfahrungen und denen deiner Leute finden. Es ist dieses Bemühen um eine Verschmelzung, dieser Einheit zwischen den beiden Bezugspunkten, aus der die ´Koranische Theologie der Befreiung´ Südafrikas geboren wurde. Sie ist eine Mischung unserer Erfahrungen und unserer Reflexionen des Korans und der prophetischen Ära“, sagte mir Dr. Farid Esack bereits 1995 im Interview für die Zeitschrift Publik-Forum.
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PROCMURA verbindet christliches
Zeugnis und den Dialog mit Muslimen
Reverend Mbillah hat sich das Zusammenbringen der Gutwilligen zur Lebensaufgabe gemacht
(E.B.) „Im christlich-muslimischen Dialog gibt es die, die zusammen und die die auseinander bringen. Kooperation beschäftigt sich mit denen, die zusammenführen wollen. Aber wir können es uns auch nicht erlauben, die Bigotten and Eiferer außen vor zu lassen“, so Reverend Dr. Mbillah im Februar 2003 auf einer von mir in Nairobi organisierten und im Wesentlichen von Brot für die Welt finanzierten Konferenz zum christlich-muslimischen Dialog in Ostafrika. Vor allem dieses Zusammenbringen der Gutwilligen im christlich-muslimischen Dialog hat er sich zur Lebensaufgabe gesetzt.
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Als katholischer Bischof
einer muslimischen Nation dienen
Michel Cartateguy erntet im Niger die Früchte der Arbeit seiner Vorgänger
(E.B.) Jahrzehnte hatten sie kaum offiziell miteinander gesprochen, die religiösen Führer des Sahellandes Niger. Aber seit 2003 ist alles anders. Eine von der Konrad-Adenauer-Stiftung finanzierte Tagung brachte sie damals in der Hauptstadt Niamey zusammen und legte den Samen für weitere gemeinsame Aktivitäten. Eigentlich sollten die religiösen Führer nur in ihrer Rolle als Meinungsbilder angesprochen werden angesichts des bevorstehenden Superwahljahres 2004. Vielleicht haben sie bei der Gelegenheit bemerkt, dass sie eigentlich noch viel mehr zu besprechen hätten, nach fünf, sechs „sprachlosen“ Jahrzehnten. Und so treffen sie sich seitdem recht oft und auf einem sich verbreiternden Spektrum von Foren.
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Muslime unter Generalverdacht!
Von Mustafa Yoldas
Bekanntlich stärkt Terror den Staat und schränkt die Freiheitsrechte des Einzelnen ein. Fünf Jahre nach dem 11. September 2001 ist es höchste Zeit, eine Bilanz über den „Anti-Terror-Kampf“ hierzulande zu ziehen. Welche Erfolge zeitigen die Maßnahmen – welche Risiken und Gefahren sind damit verbunden? Welche Folgen haben diese Maßnahmen auf den Integrationswillen der Muslime in die hiesige Gesellschaft gehabt?  Und welche Auswirkungen hat eine solche Sonderbehandlung auf das soziale und politische Klima in diesem Lande?
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TERMINE 2006
 


IMPRESSUM

05.10.

Frankfurter Buchmesse (11.00 Uhr)

Gemeinsam – Together – Ensemble
Zeitschrift für den christlich-
islamischen Dialog

26.10.

Buchpräsentation Pfaffenweiler

07.11.

InWEnt-Vorbereitung Bad Honnef

15.11.

Veranstaltung mit Evangelischer Erwachsenenbildung Ansbach

Herausgeber und Chefredakteur:
Erhard Brunn (E.B.)
Fotos ohne Nachweis: E. Brunn
ErhardBrunn@web.de
Layout und Mitarbeit:
Markus Dufner, Nord-Süd-
Agentur für Kommunikation
(NORSA), Köln,
info@norsa.net

Gemeinsam – Together – Ensemble  in Auszügen im Internet:
www.norsa.net

16.11.

Veranstaltung mit Evangelischer Erwachsenenbildung Regensburg

27.-29.11.

Tagung: Religion und ethnische Konflikte. Christen und Muslime vor

 

der Notwendigkeit des Dialogs in Afrika, Würzburg, Bayerische Julius-Maximilians-Universität

05.12.

Tag des Entwicklungshelfers, Bonn

08.-10.12.

Tagung: Christlich-muslimische Bündnisse in Afrika, Evangelische Akademie Loccum

15.12.

InWEnt Feldafing

Gemeinsam, die digitale Zeitschrift für den christlich-islamischen Dialog

> Ausgabe Nr. 4, Januar 2006

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