Norsa_Horizintal-1

KARIKATURENWETTBEWERB Millenniumentwicklungsziele

Mit Karikaturen gegen weltweite Armut
Wanderausstellung für Schulen bei den VS eröffnet / Heide Simonis Sprecherin der Jury
>
Fränkische Nachrichten, 22.03.2006
Tauberbischofsheim. Was leisten Karikaturen, damit "Armut Geschichte wird"? Dieser Frage ist eine Karikaturenausstellung gewidmet, die beim Schulmöbelmuseum der Vereinigten Spezialmöbelfabriken (VS) eröffnet wurde. Zu den zahlreichen Teilnehmern gehörten die ehemalige schleswig-holsteinische Ministerpräsidentin Heide Simonis, jetzt Vorsitzende des UN-Kinderhilfswerks Unicef,
(im Foto mit DWJN-Vorstand Dr. Konrad Melchers, links) Vertreterinnen des Entwicklungsministeriums (BMZ) und der "Millenniumskampagne" der Vereinten Nationen, Kulturwissenschaftler und Bildungsexperten, Schüler und Lehrer aus mehreren Bundesländern sowie Künstler aus dem Irak, Westafrika und die preisgekrönte Rap-Gruppe "Was los" aus Kiel. Veranstalter waren die deutsch-afrikanische Hilfsinitiative Dialog-International, das Dritte Welt Journalisten Netz und die Zeitschrift "e1ns Entwicklungspolitik".
Heide Simonis zog schon zu Beginn Verbindungslinien zum Streit um die Mohammed-Karikaturen, der die Gemüter weltweit erhitzt hat. Politische Karikaturen könnten schmerzlich sein, das habe sie selbst erfahren, man müsse sie aber ertragen, solange sie sich innerhalb der Regeln des Pressekodex bewegten. Das Menschenrecht auf Meinungsfreiheit erlaube Journalisten zwar eine hohe "Schwelle zur Kränkung", aber die Urheber der dänischen Mohammed-Karikaturen hätten die Konsequenzen ihres Handelns besser reflektieren müssen. Gleichwohl sprach sich Simonis dafür aus, dass solche Karikaturen nicht zensiert werden. Sonst könne der Humor seine gesellschaftlichen Funktionen nicht erfüllen.
Simonis war die Sprecherin der Jury des ersten globalen Karikaturenwettbewerbs, den das Dritte Welt Journalisten Netz und "e1ns Entwicklungspolitik" im vergangenen Jahr zu den "Millenniumsentwicklungszielen" (MDG) der Vereinten Nationen organisiert hatten. Anlass war das Gipfeltreffen zur Zwischenüberprüfung dieser Ziele, zu dem sich die Staats- und Regierungschefs der UN-Mitgliedstaaten im September 2005 in New York versammelten. Hauptziel der MDGs ist die Halbierung des Anteils der Armen an der Weltbevölkerung.
Fast 300 Karikaturisten aus allen Kontinenten beteiligten sich an dem Wettbewerb. 48 Karikaturen wurden jetzt für eine Wanderausstellung ausgesucht, die in diesem Jahr an Schulen in allen Bundesländern gezeigt wird. Die Eröffnungsveranstaltung diente der Entwicklung von Konzepten, wie die Karikaturen verwandt werden können, damit Jugendliche die Millenniumsentwicklungsziele verstehen lernen. "Die Verwirklichung dieser Ziele ist langfristig für das Überleben der Menschheit noch viel wichtiger als die Überwindung des Kampfs der Kulturen, wie er sich im Karikaturenstreit zeigte," betonte der Chefredakteur von "e1ns Entwicklungspolitik", Dr. Konrad Melchers.
Dr. Oliver Näpel von der Universität Münster, einer der wenigen Wissenschaftler, die sich auf die Verwendung politischer Karikaturen für die Bewusstseinsbildung spezialisiert hat, kritisierte die "Verflachung der politischen Karikatur" im 20. Jahrhundert. Viele Karikaturen simplifizierten die gesellschaftlichen Strukturen und die Probleme globaler Entwicklung. Zudem seien sie oft harmlos. "Sie erwecken den Eindruck, dass es mit einer Spende für Brot für die Welt getan sei", sagte Näpel. Dieses Problem sei auch beim globalen Karikaturenwettbewerb festzustellen. Politische Karikaturen müssten wehtun und aufrütteln, an die Wurzeln gehen, also radikal sein und nicht bloß humoristische Kritik üben.
Gleichwohl attestierten Näpel und die weiteren Bildungsexperten der Karikaturenausstellung ein hohes Potenzial, die globalen Entwicklungsprobleme unserer Zeit besser zu verstehen und kritisch zu diskutieren. Prof. Dr. Dieter Kramer, ehemaliger Kurator beim Museum der Weltkulturen Frankfurt/Main zeigte, wie Karikaturen gelesen werden können. Wichtig sei es, zu erkennen, mit welchen Bildern und Metaphern das karikierte Ereignis bearbeitet werde. Die Verwendung von Klischees gehörte zum Handwerk der Karikaturisten, sie dürften die Klischees aber nicht bestätigen und verflachen, sondern müssten mit Humor, Witz, Parodie, Spott und Satire damit umgehen. Regina Seitz und Sigrid Schell-Straub vom "Entwicklungspädadogischen Informationszentrum" (EPIZ) Reutlingen übten mit Schülern eine Unterrichtsstunde.
Visualisierung durch Karikaturen zu den Millenniumszielen ist ein Mittel, Globales Lernen zu fördern. Wie dieser Lernprozess durch Musik und Tanz begeistern kann, demonstrierten die Musiker Aziz Kuyateh (Kora) und Riad Kheder (Arabic Jazz). Die HipHop-Crew "Was los" heizte den Zuhörern mit politischen Texten ein. Ihr Song "Man sagt" erhielt im vergangenen Jahr den ersten Preis des Beats&Lyrics-Contest der UN-Millenniumskampagne. Mit weiteren Tracks von Seeed, Gentleman, Fanta 4, Curse, Samy Deluxe und anderen ist eine CD "Voices against Poverty. The German Contribution" bei Four Music erschienen. Felix Hauf.

"Armut muss Geschichte werden"
Karikaturen zu den Millennium Development Goals (MDG) / Wanderausstellung für Schulen
Tauberbischofsheim (DWJN)
- Heide Simonis, Vorsitzende von UNICEF Deutschland, hat im Rahmen einer Eröffnungsveranstaltung am 17. März im Schulmöbelmuseum in Tauberbischofsheim eine Karikaturen-Ausstellung zu den Millennium-Entwicklungszielen eröffnet.
Karikaturen können Geister bewegen. Das zeigt der Streit um die Mohammed-Karikaturen. Können Karikaturen auch das Verständnis für die Millenniums-entwicklungsziele der Vereinten Nationen wecken und vertiefen? Was die Millenniums-entwicklungsziele (MDG) bedeuten, ist den meisten Menschen unbekannt, obgleich unsere Zukunft von ihrer Verwirklichung mindestens so stark abhängt wie von dem wachsenden Problem, in einen "Kampf der Kulturen" gezogen zu werden. Von der Weltöffentlichkeit weitgehend unbemerkt versammelten sich im September 2000 fast 150 Staats- und Regierungschefs im UN-Hauptquartier in New York, um die Millenniumserklärung mit den Millenniumsentwicklungszielen feierlich zu verabschieden. Dieser "Major Event" wiederholte sich im vergangenen Jahr zu einer Fünf-Jahresüberprüfung der Ziele. Größere Beachtung erzielten die Popstars Bono und Bob Geldof, in Deutschland Herbert Grönemeyer, mit den Live8-Konzerten sowie der "Global Call against Poverty" mit seinen "Weißes Band"-Aktionen. Tausende Organisationen mit insgesamt rund 150 Millionen Mitgliedern haben sich weltweit dieser Initiative verpflichtet. Dennoch sind die Kenntnisse über die Millenniumsentwicklungsziele und das Bewusstsein ihrer Bedeutung noch wenig verbreitet.
Mit einer Wanderausstellung aus Karikaturen zu den Millenniumsentwicklungszielen versuchen die Zeitschrift e1ns Entwicklungspolitik, Dialog International und das Dritte Welt Journalisten Netz Globales Lernen am Beispiel der MDGs in den Schulen zu beleben. Ziel der Eröffnungsveranstaltung ist es, mit Experten, Lehrern und rund 100 Schülern Konzepte für den Unterricht und für Projekttage an Schulen zu beraten. Die Ausstellung soll durch alle Bundesländer wandern.
Die Karikaturen stammen von dem ersten Globalen Karikaturenwettbewerb, den e1ns Entwicklungspolitik und das Dritte Welt Journalisten Netz im vergangenen Jahr organisiert haben. Über 2000 Karikaturisten in allen 191 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen wurden aufgefordert sich zu beteiligen. 300 Karikaturisten aus allen Kontinenten nahmen an dem Wettbewerb teil. 48 Karikaturen wurden für die Wanderausstellung ausgewählt. Eine Jury mit Heide Simonis als Sprecherin wählte drei Preisträger aus. Den ersten Preis erhielt der indische Karikaturist Suresh Sawant, den zweiten der US-Amerikaner Jim Morin und den dritten der Norweger Finn Graff.
Das Schulmöbelmuseum der Vereinigten Spezialmöbel GmbH und CoKG in Tauberbischofsheim ist Gastgeber der zentralen Eröffnungsveranstaltung mit Workshops. Hauptrednerin ist die ehemalige Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, Heide Simonis, seit Beginn dieses Jahres Vorsitzende des UN-Kinderhilfswerks UNICEF Deutschland.
Weitere Referentinnen und Referenten:
Dr. Renée Ernst
, Beauftragte für die Millenniumskampagne in Deutschland
Jutta Kranz-Plote, Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Referentin der Stabsstelle Millenniumsentwicklungsziele
Prof. Dieter Kramer, ehemaliger Kurator des Museums der Weltkulturen in Frankfurt/Main
Rainer Hachfeld, Karikaturist in Berlin
Dr. Oliver Näpel, Dozent an der Universität Münster
Martin Geisz, Oberstudienrat, Amt für Lehrerbildung Hessen
Sigrid Schell-Straub, Regionale Bildungsstelle des Deutschen Entwicklungsdienstes, Reutlingen
Regina Seitz, Entwicklungspädagogisches Informationszentrum Reutlingen
Rainer Bachl, Internet-Experte, Schwalbach/Taunus
Mascha Hake und Anton Straub, Heidelberg, Schülerbeauftragte für die UN-Millenniumskampagne .
Beim Kulturprogramm der Veranstaltung wirken mit: die Rap-Gruppe "Was Los" aus Kiel, Gewinner des "Beats&Lyrics-Contest 2005, Aziz Kuyateh (Kora), Griot-Musik aus Senegal und Ruad Kheder, Irak (Klavier und Percussion) Arabic Jazz.
Das Projekt wird gefördert vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und dem Evangelischen Entwicklungsdienst (EED).

Weitere Informationen: Dr. Konrad Melchers, e1ns Entwicklungspolitik, T.: 069-58098-138, melchers@entwicklungspolitik.org
> Karikaturenwettbewerb

[MDG-Karikaturen]